Geschichte

Geschichte
Bild aus einer Broschüre der Verwaltungsgemeinschaft Buttelstedt (Thüringen), Willkommen in nördlichen Weimarer Land, Buttelstedt, 2011, Seite 9

Die Geschichte unserer Schule

Unser heutiges Schulgebäude wurde ursprünglich von den Landwirten der Umgebung zur Abgabe ihrer Produkte mittels einer Laderampe genutzt. Später beherbergte es die Landtechnik als Zulieferbetrieb für die Automobilindustrie.
Die Grundschulklassen waren damals in der sogenannten Polytechnischen Oberschule integriert. Dieses Schulsystem der ehemalischen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) beinhaltete alle Jahrgangsstufen bis zur Klasse 10.

Seit 1990 wird unser Schulgebäude als Grundschule genutzt.

Die Grundschule liegt zwischen dem Buttelstedter Kindergarten „Et und Fin“ und dem Schulgebäude der Regelschule "Zum Lindenkreis". Der Schulverbund zwischen unserer Grundschule und den beiden weiterführenden Schulformen besteht ebenfalls seit 1990.

Bild von http://www.kulturagenten-programm.de/laender/schule/1/232.html

Leiterin unserer Schule ist seit Februar 2007 Angela Pocher.
Die Angelegenheiten des Hortes leitet seit Januar 2022 Marie Meier.

Unsere Schule wurde nach dem Lehrer, Dichter und Pfarrer Gustav Steinacker benannt. Er arbeitete 20 Jahre lang in Buttelstedt und liegt seit seiner feierlichen Beerdigung auf dem neuen Buttelstedter Friedhof begraben. Seine Bemühungen und die fortschrittlichen Ansichten zur Kindererziehung werden von unserer Schulgemeinschaft gewürdigt, indem die Schule seinen Namen trägt, wir im Unterricht Wichtiges über ihn erfahren und wir die modernen Erkenntnisse zur Kindererziehung stets in unser Leitbild einfließen lassen.

Bild aus Lokalzeitung 1994

Die Namensgebung unserer Schule fand am 28.05.1994 in Buttelstedt statt. Zu dieser Feier waren auch Nachfahren Steinackers anwesend.
Steinackers Urenkel Ruprecht Steinacker pflanzte die sogenannte „Steinacker-Eiche“ auf dem Spielplatz der Schule gemeinsam mit der damaligen Schulleiterin Ilona Kürsten.

Zu Beginn jedes Schuljahres besuchen unsere Schulanfänger innerhalb des Religionsunterrichts Steinackers Grab und pflegen es. Im Frühjahr 2023 wurde das Grab saniert.

Bild aus Thüringer Allgemeine
Bild von http://www.museen.thueringen.de/Object/DE-MUS-062122/lido/dc00002829

Wer war Gustav Steinacker?

Orginalunterschrift aus einem Brief an Ottilie von Goethe, 1955

Gustav Wilhelm Steinacker war ein interessanter Mensch und hat die Zeit, in der er lebte nach bestem Wissen und Gewissen mitgestaltet. Geboren wurde er am 01. März 1809 in Wien (Österreich). Sein Vater arbeitete als Kaufmann, seine Mutter als Leiterin einer Mädchenschule. Die Familie Steinacker stammte ursprünglich aus Deutschland, der Großvater wanderte einst nach Österreich aus, sodass Gustav dort geboren wurde. Als sein Vater seine Anstellung und das Vermögen der Familie verlor, wanderte die Familie nach Ungarn aus.

Bild von Wikipedia, Staaten Europas, 2023

Dort beendete Gustav Steinacker die Schule und studierte Philosophie (Ethik) und Theologie (Religion). In Ungarn lernte er auch seine spätere Frau Aurelie Westher kennen. Das Paar hatte 4 Kinder: Edmund, Alexander, Artur und Irma. Steinacker wünschte sich, in Österreich und Deutschland zu studieren. Zur damaligen Zeit war die Ausreise allerdings streng verboten. So begab er sich auf eine gefährliche Reise und gelangte verkleidet nach Österreich und später nach Deutschland. In Deutschland studierte er in Halle und besuchte auch seine Verwandten in Dessau und Leipzig. Auf seiner Reise durch Sachsen, Thüringen und Süddeutschland schrieb Gustav Steinacker sein erstes Buch mit Gedichten. Seine Bücher erschienen unter dem Pseudonym (Künstlernamen) Gustav Treumund.

Bilder von https://www.konversations-lexikon.de/angebote/sachliteratur/dramen/seite-2

Wieder zurück in Ungarn arbeitete er als Erzieher, Pfarrer und leitete eine Mädchenschule. Gustav Wilhelm setzte sich für die Erneuerung der Kirche ein und wollte mehr Freiheit erreichen. Da das damals in Ungarn nicht gern gesehen war, zog er mit seiner Frau nach Deutschland und lebte in Hannover. Steinacker war als Pfarrer und Erzieher bekannt und wurde deshalb nach Weimar zur Leitung einer Mädchenschule berufen. In Weimar lebte die Familie Steinacker erst in der Schillerstraße, später in der Leipnitz-Allee und zeitweise sogar im Goethe Gartenhaus. Der originale Brief Steinackers an Ottilie von Goethe (Johann Wolfgang von Goethes Schwiegertochter) mit der Bitte Steinackers, mit seiner Familie übergangsweise im Gartenhaus wohnen zu dürfen, ist hier zu sehen und stammt aus dem Goethe-Schiller-Archiv Weimar.

Orginalbrief Steinackers an Ottilie von Geothe, 1855 aus dem Goethe-und Schillerarchiv Weimar (Signatur GSA 40/ XIX, 1, 12) Publikationsrechte 2022 erworben

Im Goethe Gartenhaus schrieb Gustav Steinacker besonders viele Gedichte.

Bild von https://www.klassik-stiftung.de/goethes-gartenhaus/

Ein paar Jahre später wurde Steinacker dann als Pfarrer nach Buttelstedt berufen. Dort war er 20 Jahre lang tätig und bei den Menschen sehr beliebt. Er kümmerte sich nicht nur um die Angelegenheiten der Kirche, sondern um alle Menschen. So brachte er mehrere Familien im Pfarrhaus unter, die ihr Hab und Gut bei einem großen Brand 1859 verloren hatten. Damals brannten 18 Gebäude mit den dazugehörigen Ställen und Scheunen nieder. Auch ist es ihm zu verdanken, dass eine der erste Kinderbewahranstalt der Umgebung ins Leben gerufen wurde und diese Idee bis heute in Form von Kindergärten und Grundschulen lebendig geblieben ist. Gustav Wilhelm Steinacker starb am 07. Juni 1877 in Buttelstedt. Er wurde 68 Jahre alt. Es ist überliefert, dass seinem Sarg zur Beisetzung ein endlos langer Zug an Trauernden folgte.

Bild von https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Wappen-Steinacker.jpg (Coloriert durch Marie Weber anhand der Blasionierung (Schraffuren zur Farbkennzeichnung)

Dies ist das Wappen der bürgerlichen Familie Steinacker, ursprünglich aus Quedlinburg. Veröffentlicht wurde es im Deutschen Geschlechterbuch Dresden 1918
von Edmund Steinacker unter dem Titel "Die Geschichte der Familie Steinacker in Deutsches Rolandbuch für Geschlechterkunde, herausgegeben vom "Roland" Verein zur Förderung der Stamm-, Wappen- und Siegelkunde E.V., 1. Band, Dresden 1918, S. 325.
Edmund Steinacker ist einer der Söhne unseres Namensgebers Gustav Wilhelm.

Das Wappen der Familie ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Zu sehen ist ein Wappen, über dem ein mittelalterlicher Ritterhelm thront. Dieser Bügelhelm ist mit Ringen am Visier und einer Kette in Gold verziert.
Die sogenannte Helmdecke/ Mantel ist in Form von Akanthusblättern und in den Farben des Wappens um Helm und Wappen drappiert.
Über dem Helm und im Wappen befinden sich weiße Ziegen mit goldenen Hörnern. Diese Wappentiere der Familie Steinacker dienten der Wiedererkennung eines Steinacker-Ritters bei Turnieren, wenn der Herold die Teilnehmer aufrief und diese ihre Familienbanner schwenkten.
In dem roten Wappen befindet sich außerdem eine Art Kreuz. Dieses ist eine sogenannte Hausmarke, wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundet. Ein solches Erkennungszeichen diente bürgerlichen Familien als Ersatz für ein Wappen, da es Bürgerlichen lange verboten war ein eigenes Wappen zu führen. Die Hausmarke ist dann in das Bürgerwappen der Familie Steinacker aufgenommen worden.


Inhaltliche Quellen:

  • Angaben von Zeitzeugen und Sammlung von Zeitungsartikeln durch Schulleiterin
    Angela Pocher
  • Vortrag zum Leben und Wirken Steinackers, Prof. Dr. Wendel, 15. 04. 2019,
    Buttelstedt
  • Deutsche Biografie, Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der
    Wissenschaften (https://www.deutsche-biographie.de/sfz81162.html, 10.12.2022)
  • Österreichisches Biografisches Lexikon, Österreichisches Biographisches Lexikon
    und biographische Dokumentation (https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S
    /Steinacker_Gustav-Wilhelm_1809_1877.xml, 11.12.2022)
  • Wikipedia die freie Enzyklopädie (https://de.wikipedia.org
    /wiki/Gustav_Steinacker, 10.12.2022)
  • Aktuelle Angaben zur Schulorganisation, Marie Weber (Lehrkraft der Gustav-
    Steinacker Grundschule)
  • Angaben zum Steinacker- Familienwappen, Dr. Lisa Witowski und Dr. Janis
    Witowski, Geschichtswissenschaftler